1945         Zeittafel        1990

Die Grenze  im Südharz     DDR   -   BRD

 

 

Die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) betrug von der Ostsee bis nach Bayern 1393 km. Dazu kam die Grenze um West-Berlin mit 155 km, davon waren 106 km ab 1961 mit einer 3,6 m hohen Mauer umgeben. Der hier behandelte Grenzabschnitt betrug nur etwa 35 km. Zwar war der Harz ein bevorzugtes Fluchtgebiet, es zeigt trotzdem, wieviel Zwi-schenfälle sich an der Grenze ereignet haben können. Mindestens 327 Menschen starben – ohne Berlin – an der innerdeutschen Grenze.

1944

01.07.           Die preußische Provinz Sachsen wurde aufgeteilt. Der Regierungsbezirk Erfurt, also auch der Landkreis Grafschaft Hohenstein mit Bad Sachsa und Tettenborn, blieben weiterhin bei Preußen. [7]   In Angleichung an die Reichsverteidigungsbezirke wurde der Landkreis Grafschaft Hohenstein dem Reichsstatthalter für Thüringen in Weimar unterstellt. [28]

1945

07.04.             Die Kleinbahn Ellrich – Zorge  fuhr kriegsbedingt (später Grenzziehung zur Sowjetischen Besatzungszone -  ab 07.10.1949 DDR) zum letzten Mal. [13]

12.04.              Amerikanische Panzer rollten um 12.30 Uhr nach Bad Sachsa, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg erzählte, dass er Schüsse gehört hatte. Walkenried wurde kampflos erobert.

15.04.              Amerikanische Truppen erreichten die Eisengießerei Fischer & Co am Dreieck Zorge-Ellrich, heute befindet sich hier eine Fensterfabrik.

16.04.              Die Südharz-Eisenbahn beendete den Betrieb zwischen Brunnenbachsmühle und Tanne. Am 07. April fuhr die Kleinbahn Ellrich-Zorge bereits zum letzten Mal.

08.05.             In Berlin-Karlshorst wurde die Gesamt-Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet, Großadmiral Dönitz regierte noch von Flensburg-Mürwik aus bis zum 23. Mai, dann wurde er von britischen Truppen verhaftet.

01.07.             bis zum  03. Juli  verließen die amerikanischen Streitkräfte Thüringen und den Südharz.

02.07.             Walkenried wurde durch britische Truppen besetzt.

03.07.           Die Amerikaner rückten wieder ab, bis 23. Juli war Bad Sachsa ohne Besetzung. Aus Angst, die Russen könnten nun kommen, flüchteten viele Personen, vor allen Dingen Personen, die zuvor aus dem Osten gekommen waren. Ihr Ziel war die ehemalige Provinz Hannover, welche britische Besatzungszone ist.

04.07.            bis 05. Juli   wurden Branderode, die Kutzhütte, Obersachswerfen, Klettenberg, Neuhof und Tettenborn von sowjetischen Truppen besetzt.

06.07.            Durch mehrmalige Verlegung der Grenzbäume ist Bad Sachsa von Nordhausen und Osterode abgeschnitten. Der englische Kommandant kann erreichen, dass der Weg nach Osterode freigegeben wird.

07.07.            Der Eisenbahnverkehr zwischen Ellrich und Walkenried wurde eingestellt. Auch die Kleinbahn Ellrich-Zorge stellte den Verkehr endgültig ein, nachdem sie seit dem 07. April  bereits nicht mehr verkehrte.

08.07.            Die Bahnlinie zwischen Walkenried und Osterhagen wurde von britischen Truppen besetzt.

10.07.            Die Briten zogen sich wieder zurück, sowjetische Truppen kamen nach Neuhof und bis zum Bahnhof. Neuhof wurde vorübergehend bis zum 08. August von den sowjetischen Truppen besetzt.

12.07.          Briten und Sowjets schlossen in Braunschweig einen Vertrag, der den Übergang der Gemeinden Bad Sachsa und Tettenborn in die britische Zone regelte. Dieses wurde streng geheim gehalten. Erst Mitte der 70er Jahre wurde bekannt, dass dieser Vertrag endgültig ist. [40]

15.07.           Bürgermeister Müller beantragte beim Regierungspräsidenten in Hildesheim die Aufnahme in die britische Zone.

21.07.            Der Regierungspräsident verfügte mit Wirkung vom 23. Juli, dass Bad Sachsa und Tettenborn vorläufig vom Landkreis Osterode verwaltet werden.

23.07.            Die sowjetischen Truppen verließen Tettenborn, Neuhof, die Kutzhütte, das Vorwerk Wiedigshof und die Juliushütte. Das britische Militär übernahm die geräumten Ortschaften. Britische Truppen kamen nach Bad Sachsa. Neuhof, Walkenried, Wieda und Zorge blieben im Westen und bildeten ab 1946 zusammen mit Braunlage und Hohegeiß den Kreis Blankenburg, allgemein als „Restkreis Blankenburg“ bezeichnet, weil 18 Gemeinden zur sowjetischen Zone kamen.

02.08.            Sowjetische Truppen besetzten erneut die Kutzhütte, die Einwohner wurden evakuiert.

10. 09.          Der Oberpräsident der Provinz Hannover gliederte Bad Sachsa und Tettenborn mit Wirkung vom 01. September auf  Weisung der Briten in die britische Besatzungszone ein. Damit wurden Bad Sachsa und Tettenborn in den Landkreis Osterode der damaligen Provinz Hannover einbezogen, somit kamen Bad Sachsa und Tettenborn ab 1946  in das neue Bundesland Niedersachsen

16.09.           Die Kutzhütte wurde von den Russen geräumt und  endgültig Teil des britischen Interessen-gebietes.

17.10.          Auf dem Weg in die Heimat getötet. Nachdem der Krieg nun schon fast sechs Monate vorbei war, wollten wir, meine Mutter (44) meine Schwester (22) und ich (11 Jahre), die wir aus dem Rheinland ins Mansfelder Land evakuiert worden waren, endlich wieder zurück in unsere Heimat. Am 17.Oktober 1945 machten wir uns mit unserem Gepäck, das wir auf einem kleinen Handwagen und auf dem Fahrrad meiner Schwester mit uns führten, auf den Weg. Dieser führte uns per Bahn zunächst nach Ellrich, wo wir am späten Abend ankamen. In einem Gasthof fanden wir Unterkunft für die Nacht. Am anderen Tag, den 18. Oktober, traf sich um die Mittagszeit eine Gruppe von 30 bis 40 Leuten, die wie wir, zum Bahnhof Walkenried wollte. Gemeinsam marschierten wir auf der Straße von Ellrich in Richtung Walkenried, als wir von zwei sowjetischen Posten nach der Demarkationslinie aufgehalten und in barschem Ton zur Umkehr aufgefordert wurden. Die Gruppe machte sofort kehrt und schlug den Weg wieder nach Ellrich ein. Den Schluss der Gruppe bildeten wir drei mit unserem Handwägelchen und Fahrrad. Plötzlich fiel ein Schuss und meine Mutter, an deren Hand ich ging, brach zusammen. Der Schuss hatte sie von hinten getroffen und war an der Brust wieder ausgetreten. Sie war auf der Stelle tot. Meine Schwester und ich waren wie gelähmt. Die anderen beeilten sich, wegzukommen. Meine Schwester und ich versuchten, unsere Mutter auf unser Handwägelchen zu legen, um mit ihr nach Ellrich zurückzukehren. Die beiden sowjetischen Posten hinderten uns mit aufgepflanztem Bajonett daran, das zu tun und jagten uns hinter den anderen her. Unsere tote Mutter mussten wir zurücklassen. Um sie holen zu können, gingen wir zur russischen Kommandantur in Ellrich und baten um Hilfe. Dort erklärte man uns, dass unsere Mutter nicht erschossen, sondern an einem Herzinfarkt verstorben sei. Zwischenzeitlich war ein sowjetisches Kommando mit Schaufeln, das uns auf einem Lkw entgegen gekommen war, zum Tatort gefahren und hatte unsere Mutter, wie wir später erfahren haben, dort im Straßengraben verscharrt. Während ich vorerst sehr nette Aufnahme bei dem Ortspolizisten Werner Wiegand fand, kam meine Schwester wieder im Gasthof unter. Tage später holten britische Militär-Lkw die sich auf der sowjetischen Seite staunenden und in ihre Heimat zurückwollenden Evakuierten, darunter auch uns beide, ab und brachten uns in ein Lager, wo wir, wie in solchen Fällen üblich, entlaust wurden. Vom Bahnhof Walkenried haben wir dann die beschwerliche Reise nach Hause angetreten. Erst am 31. Mai 1946, also sieben Monate nach ihrem Tod, ist die Leiche meiner Mutter in der Nähe der Stelle, wo sie erschossen wurde, verscharrt aufgefunden worden. Sie wurde ausgegraben, eingesargt und auf dem Friedhof in Ellrich beigesetzt.  (Erlebnisbericht von der Tochter des Opfers, Frau Gertud Hogen, Freialdenhoven)   (aus dem Grenzlandmuseum Tettenborn [35])

16.11.           Ein 34-jähriger Kinobesitzer aus Aschersleben wurde beim versuchten Grenzübertritt in der Gemarkung Mauderode erschossen.

06.12.          Ein 24-jähriger Student aus Ellrich wurde am Burgberg tot aufgefunden, der genaue Todestag ist nicht bekannt; nach Angaben eines Ellricher Bürgers sollte sich der junge Mann der Festnahme durch sowjetische Soldaten widersetzt haben und wurde von diesen nach heftigem Wortwechsel gegen 21.00 Uhr in der Nähe seines Elternhauses (später Haus Süd) erschossen und an gleicher Stelle verscharrt. Er soll erst später exhumiert und auf dem Friedhof beigesetzt werden. [35]

Nach den schweren Bombenangriffen auf Dresden  mussten viele Menschen Richtung Westen flüchten. Von dort wurde auch ein Kinderkrankenhaus  unter der Leitung von Dr. Wilhelm  nach Bad Sachsa verlegt, und zwar auf das Gelände im  Borntal. Die  Bekämpfung von TBC als  Kriegsfolge  reichte im inzwischen  ehemaligen Kinderkrankenhaus bis ins Jahr 1965.

Auf  östlicher Seite wurde die  Grenze durch  sowjetische  Truppen  kontrolliert. Die  sowjetischen  Soldaten machten von der Schusswaffe Gebrauch, es gab Tote und Verletzte. Es gab außerdem Anzeigen wegen Raub, Diebstahl und Vergewaltigungen. Auf westlicher Seite wurden die  Grenzkontrollen durch britische Truppen durchgeführt.

1946

Entgegen dem Verbot des Alliierten Kontrollrates passierten nach wie vor täglich mehrere tausend Menschen illegal in beiden Richtungen die Demarkationslinie im Südharz. Einzeln, aber auch in kleinen oder größeren Gruppen suchten die Menschen, die ihre wenig verbliebene Habe in Rucksäcken, Koffern und Kartons, auf Fahrrädern oder auf Kinder- und Handwagen mit sich führten, manchmal noch die Kinder an der Hand, einen sicheren Weg durch Wald und Feld zum nächsten Bahnhof auf der anderen Seite. Zu den Grenzgängern gehörten natürlich auch die Bewohner der Grenzregion, die vielfach auf der anderen Seite Verwandte, Freunde und oftmals Besitz hatten. Viele Menschen überwanden die Demarkationslinie, um bei der allgemein herrschenden schlechten Versorgung Lebensmittel jeglicher Art für ihre Familien auf der anderen Seite zu ergattern. Verwandte und Bekannte auf dem Land, aber auch die Fischer an der Küste waren das vorrangige Reiseziel. Zu den Grenzgängern kamen sehr bald Schmuggler und Schieber, die mit der Beschaffung von dringend nötigen Waren von der jeweils anderen Seite gute Geschäfte machten. [35]

 

Das Überschreiten der Demarkationslinie ohne Genehmigungspapiere war nach wie vor verboten. Die Militärischen Grenzposten beider Seiten nahmen die gefassten Grenzgänger fest und führten sie der deutschen Polizei zu. In den meisten Fällen wurden die Festgenommenen nur verwarnt und in ihre Zone zurückgeschickt. Mitgeführte Waren wurden, wenn sie den persönlichen Bedarf überschritten, beschlagnahmt. Von den sowjetischen Posten kam es weiterhin zu häufigen Ausschreitungen im britischen Interessengebiet, im Grenzgebiet gestellte Frauen wurden weiterhin oft vergewaltigt. Bei der Verfolgung von Verbrechen arbeiteten die Polizeibehörden beider Seiten damals noch zusammen. [35]

18.01.            Eine 32-jährige Frau polnischer Herkunft wurde auf der Straße von Ellrich nach Gudersleben von russischen Soldaten erschossen. [35]

01.03.            Die britische Militärverwaltung übertrug der Deutschen Zollverwaltung die Verantwortung für die Kontrolle der Demarkationslinie. Sie führte Kontrollen im Personen- und Warenverkehr durch.

26.05.            In der Mackenröder Flur, am Mittelberg, wurden eine ca. 20-jährige Frau und ein ca. 25-jähriger Mann sowie im Steinbruch ein ca. 60-jähriger Mann tot aufgefunden. (Sterbebuch des Standesamtes Mackenrode)  [35]

27.06.            Aufnahme des Pendelverkehrs zwischen dem Bahnhof Walkenried und der neu eingerichteten Haltestelle Juliushütte.

30.06.            Die Grenze zwischen der sowjetischen und den westlichen Besatzungszonen wurde durch Kontrollratsverordnung auf Drängen der Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD)  gesperrt.                                                                  [35]                  

01.07.            Es entstand der neue Kreis Blankenburg (Restkreis Blankenburg) mit Braunlage als Kreisstadt und den Orten Hohegeiß, Zorge, Walkenried, Wieda und Neuhof.

09.10.           Der Werkzeugschlosser Rudolf H. aus Ilbershausen, Ldk. Lauterbach, geb. 1904, wurde beim Überqueren der Demarkationslinie erschossen. (Sterbebuch des Standesamtes Mackenrode) [35

An der Straße Klettenberg – Tettenborn wurde der Prokurist Otto L. aus Nordhausen, geb. 1915, tot aufgefunden und auf Anordnung der russischen Besatzung am 10. Oktober beerdigt. An gleicher Stelle wurde der Kraftfahrer Hugo H. aus Nordhausen tot aufgefunden und ebenfalls am 10.10.beerdigt. (Sterbebuch des Standesamtes Liebenrode)  [35]

29.10.            Der Interzonenpass wurde zum passieren der Demarkationslinie eingeführt, er war 30 Tage gültig.

05.11.           Unweit der Zonengrenze nach Ellrich wurde die Leiche eines erdrosselten Mannes gefunden. Erst am 07.05.1947 wurde die Leiche als die eines zwanzigjährigen Studenten aus Leipzig identifiziert. (Sterbebuch der Gemeinde Walkenried – Es enthält eine Reihe von Todesfällen im Bereich der innerdeutschen Grenze, die jedoch nicht eindeutig mit russischen Grenzstreifen in Zusammenhang zu bringen sind. Manch einer der tausenden Grenzgänger wird beim Überqueren der Grenze überfallen, ausgeraubt und sogar getötet.) [35]

16.11.           Ein russischer Grenzposten überfiel das Anwesen der Familie Kahn in Tettenborn und erschoss den Jungbauern.

November   Anordnung der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) zum Aufbau einer Grenzpolizei als Teil der 1945 gebildeten Deutschen Volkspolizei.

01.12.           In Mackenrode war die offizielle Dienstaufnahme des wohl ersten Grenzkommandos in Thü-ringen, ab 1947 wurden sie in Stöckey und ab 01. April 1947 in Limlingerode stationiert und personell verstärkt.

1947

15.01.           Die Ortschronik von Pützlingen erhält die Angabe, dass der Schwiegersohn des dortigen Kantors beim Versuch die Grenze zu überschreiten, zwischen Limlingerode und Schiedungen von der Volkspolizei erschossen wurde. Der Grenzgänger wollte sein Kind, welches bei seinen Eltern in der britischen Zone weilte, nach Hause holen. [35]

01.04.           Das Grenzpolizei-Kommando Mackenrode wurde nach Stöckey und am 01. April von Stöckey nach Limlingerode verlegt.

Juni               Die deutsche Polizei der britischen Zone wurde zusätzlich mit der Überwachung der Demarka-tionslinie (DL) beauftragt.

September  Das britische Militär zog sich von der direkten Grenzüberwachung zurück und verließ Bad Sachsa.

25.09.           Das Grenzpolizei-Kommando in Branderode nahm seinen Dienst auf. [35]

28.10.           Auf dem Brocken war Dienstbeginn des Grenzpolizei-Kommandos. [35]

10.11.           Beginn der internationalen Gütertransporte auf der Strecke Walkenried – Ellrich, die zoll-technische Abfertigung war in Walkenried.

1948

Jahresanfang   In der britischen Zone wurde der Zollgrenzdienst im Auftrag der Briten aufgestellt.

01.04.           Die beiden Grenzpolizei-Abteilungen wurden in 8 Grenzpolizei-Bereitschaften umgebildet. Im Südharz betraf dieses Benneckenstein und Worbis. [35]

14.04.           Der Massenmörder Rudolf Pleil ermordete in Zorge einen Grenzgänger. [35]

13.05.           Der SMAD verfügte, dass für den Besuch der SBZ (sowjetisch besetzte Zone) zusätzliche Auf-enthaltsgenehmigungen erforderlich sind. [35]

19./20.06.    Beginn der sowjetischen Blockade aller Zufahrtswege nach West-Berlin. Der Grenzübergang Walkenried - Ellrich wurde gesperrt. [35]

20.06.           Die Westzonen führten einseitig die Währungsreform durch. Norwegische Truppen riegelten auf britischer Seite die Zufahrtswege in die SBZ ab. [35]

23.06.           In der sowjetischen Zone wurde nun auch eine Währungsreform durchgeführt. [35]

ab August   Die Grenzpolizei-Kommandos wurden personell verstärkt. [35]

05.08.          Der Konditor Hans K. aus Thierbach, geb. 1921 in Meineweh/Weißenfels, wurde in der Feldmark Branderode, am Junkernholzweg, beim Grenzübergang erschossen aufgefunden. (Sterbebuch des Standesamtes Liebenrode)  [35]

September  In der britischen Zone wurde die Landespolizei durch Polizei-Schüler verstärkt. [35]

22.09.            Bildung der Hauptabteilung Grenzpolizei / Bereitschaften der GP/B auf Länderebene bei der Deutschen Verwaltung des Inneren. 1952 wurden die Bezirke gegründet. [35]

Ab Oktober   In der SBZ wurde die einheitliche dunkelblaue Uniform für die polizeilichen Dienstgrade bei der Grenzpolizei eingeführt. [35]

15.11.           Unterstellung der Hauptabteilung (HA GP/B) der Länder der zentralen DVdl; Umwandlung der Grenzpolizei-Abteilungen in zentral geführte Grenzbereitschaften. [35]

1949

1948/49          Aufstellung der 1. Grenzbereitschaft in Ellrich. [35]

01.03.             Die Grenzüberwachung in der britischen Zone wurde nach und nach bis Dezember auf den Zollgrenzdienst übertragen. Die Landespolizei war nur noch für ordnungspolizeiliche Aufgaben zuständig. [35]

12.05.            Die Blockade West-Berlins wurde aufgehoben, der Straßenverkehr wurde wieder auf-genommen.

23.05.             Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) wurde gegründet.

07.10.            Die Deutsche Demokratische Republik wurde gegründet (DDR).

In Tettenborn beschloss der Gemeinderat, dass für die Zöllner Baugelände zur Errichtung einer Unterkunft zur Verfügung gestellt wird. [52]

Die beiden Staatsgründungen führten zu einem Wechselkurs von 1:6 bis 1:10. Dieses verstärkte den Schmuggel, was zu einer Personalaufstockung auf beiden Seiten führte.

31.10.            Der Ellricher Bürger Gerhard D. verstarb auf der Flucht stadteinwärts durch einen diagonalen Brustdurchschuss aus der Waffe eines deutschen Grenzpolizisten.

1950

07.01.            Die Grenzpolizei erhielt einheitliche Effekten und Kennung „G“ am Ärmel der Uniform. [35]

10.06.            Die Grenzpolizei übernahm die Kontrolle an den Grenzkontroll-Passierpunkten. [35] Zwischen Ellrich und Walkenried gab es einen Übergang bis 1952.

24. 06.          Der 25-jährige Kurt Henninger aus Nordhausen wollte bei Wiedigshof die Grenze Richtung Osten mit dem Fahrrad überschreiten, um wieder nach Hause zu radeln. 200 m vor der Grenze wurde er auf dem Gebiet der britischen Zone von einem Volkspolizisten erschossen. Der Volkspolizist entfernte sich danach sehr schnell. 1993 wurden Zeugen zu dem Mord oder Unfall gesucht. [53]

04.07.            Panik im Bereich der Kutzhütte wegen irrtümlich erwarteter sowjetischer Besetzung. Die russischen Offiziere erklärten, dass sie in drei Tagen wiederkommen. [35]

07.07.            Gegen 14 Uhr demontierte die Post die Fernsprechanlagen auf der Kutzhütte. Gegen 17,15 Uhr kam von der Regierung in Braunschweig ein Telegramm, dass die Kutzhütte im Westen bleibt. [14]

02.08.            Der Zollgrenzdienst der Bundesrepublik (BRD) übernahm mit 5000 Mann die Kontrolle an den Grenzübergangsstellen.

22.08.            Ein „Volkspolizist“ rief die Grenzbereitschaft zu einer Besprechung zusammen. Dann flüchtet er mit einem Lkw und Möbeln über die unbewachte Zonengrenze. [53]

15.09.           2 BRD-Zöllner wurden von Grenzpolizisten der Grenzbrigade (GB) Ellrich festgenommen, weil sie versehentlich die Demarkationslinie (DL) überschritten hatten. [35]

September   Einführung eines kleinen Grenzübertrittsscheines für Personen, die im Osten wohnten und im Westen arbeiteten. [35]

1951

16.03.          In der BRD wurde das Gesetz über die Gründung des Bundesgrenzschutzes am 15. Februar verabschiedet. Am 22. März trat es in Kraft, ab 28. Mai wurden in Lübeck die ersten Einheiten aufgestellt. Goslar wurde einer der ersten Einsatzorte. Der BGS sollte eine Stärke von 10000 Mann erreichen.

März           Die Grenzpolizei der DDR wurde auf 17000 Angehörige aufgestockt.

24.05.         Es wurden die letzten Feldscheine von der Gemeindebehörde ausgegeben. Damit konnten die Ländereien im Osten, aber auch die der DDR-Landwirte im Westen nicht mehr beackert werden. [52]

09.07.         Der Zollgrenzdienst der BRD war für die Überwachung der gesamten Zonengrenze zuständig.

August        Zuverlässige Bewohner wurden zu „Helfern der Grenzpolizei“ ernannt.

1952

Februar       Der BGS nahm den regelmäßigen Streifendienst an der innerdeutschen Grenze auf.

15.05.          Die Grenzpolizei der DDR wurde dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterstellt und hieß nun Deutsche Grenzpolizei (DGP).

26.05.          Die Grenzsicherungen der DDR wurden verschärft. Es gab nun einen 10 m breiten Kontrollstreifen, 500 m breiten Schutzstreifen und die 5 km breite Sperrzone. An der Grenze wurde der 1. Stacheldrahtzaun errichtet. [52] Die Bestimmungen über den kleinen Grenzverkehr waren ab sofort aufgehoben. Der Übergang an der Straße Walkenried – Ellrich wurde geschlossen. 30 Arbeiter durften wider Erwarten die Grenze trotzdem passieren. [53] Die Demarkationslinie durfte nur noch mit gültigem Interzonenpass überschritten werden. Für die Bauern in Walkenried und Neuhof war es nun nicht mehr möglich, ihre Felder im Osten zu bewirtschaften, was große Ernteverluste bedeutete.

Juni             Überraschend wurden bei der Aktion „Ungeziefer“ viele Personen aus der Grenznähe ins Hinterland zwangsumgesiedelt. Die 5-km-Zone sollten viele Menschen verlassen, vermutlich müssten sie Richtung Oder-Neiße-Linie umsiedeln. Der Besitzer der Ellricher Ziegelei Königstuhl flüchtete in den Westen. Vom 6. zum 7.06. flüchteten 8 Familien aus Mackenrode in den Westen, auch aus Ellrich kamen Flüchtlinge, sie brachten sogar Kühe, Pferde und Wagen mit. [53]

30.06.          Den Städtischen Betriebswerken Bad Sachsa wurde von der Überlandzentrale in Bleicherode (DDR) mitgeteilt, dass mit einer Abschaltung der Stromleitung nach Bad Sachsa zu rechnen ist, sogleich begann man, über Osterhagen eine Reservestromleitung zu bauen, die sich später aber als zu schwach erwies. Somit war es gut, dass es dann doch nicht zur Abschaltung kam.

Die Bahnstrecke Northeim-Nordhausen  wurde ab diesem Jahr regelmäßig von Güterügen befahren, die bei Ellrich die Grenze passierten, ab 1949 fuhren bereits vereinzelt  Güterzüge. Am Bahnhof Ellrich befand sich eine Kontrollbrücke, um Flüchtlinge auf den Güterwaggons zu finden.

06.07.          Ein Zollbeamter wurde am Sonntag von der Volkspolizei verschleppt. [53]

August         Der Schlagbaum am ehemaligen Übergang Walkenried – Ellrich blieb geschlossen, als ein Mann zur Beisetzung seiner verstorbenen Mutter wollte, er besaß einen gültigen Interzonenpass, Ellrich lag aber im Sperrgebiet.

1953

05.03.          Todestag von Josef Stalin.

17.06.          Der Arbeiteraufstand in der DDR und Ost-Berlin wurde mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht gewaltsam niedergeschlagen.  Danach  war es in der BRD der "Tag der deutschen Einheit".

19.06.          Die BRD beschloss, den Bundesgrenzschutz (BGS) auf 20000 Mann aufzustocken.

27.06.          Die DGP wurde aus dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) herausgelöst und als selbst-ständige Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei vom Ministerium des Inneren (MdI) geführt. Die DGP wurde auf eine Stärke von 50000 Mann aufgestockt.

15.08.          Die „Nordhäuser Heimatfreunde e.V. trafen sich zum ersten Mal bis zum 16. August zu ihrem jährlichen Heimattreffen.

14.11.          Die BRD hob den Interzonenpasszwang auf.

25.11.          Die DDR folgte mit der Einschränkung, dass Westbürger eine Aufenthaltsgenehmigung benötigen, DDR-Bürger Richtung Westen eine Ausnahmegenehmigung der örtlichen Volkspolizei.

1955

Auf DDR-Seite wird damit begonnen, die Sperranlagen durch einen 1,20 m hohen Stacheldrahtzaun an Holzpfählen und einen gepflügten 10-m-Kontrollstreifen zu sichern. Außerdem werden hölzerne Beobachtungstürme aufgestellt, Signalanlagen angebracht und spezielle Sperren an Straßen und Bahnlinien eingerichtet. Die 1381 km lange Grenze wird nun von 50.000 Mann der „Deutschen Grenzpolizei“ der DDR bewacht.

Mai               Die DGP wurde dem Sekretariat für Staatssicherheit im MdI unterstellt, das am 24. November wieder Ministerium für Staatssicherheit wurde. [35]

Mai               In der BRD wurde die Bundeswehr gegründet, die der Nato beitritt. Die DDR tritt dem Warschauer Pakt bei.

23.05.           In der Nacht vom 22. zum 23.05. hat Eduard K. Wachdienst in der Nähe von Schierke. Er glaubt, Hilferufe zu hören und verständigt den Diensthabenden. Dieser schickt zur Überprüfung einen Unteroffizier und einen Grenzer los. Auch Eduard K. macht sich auf die Suche. Weil er den Kollegen Eduard K. nicht erkennt, gibt einer der Grenzer einen Schuß ab, der Eduard K. trifft. K. verstarb um 2.40 Uhr an seiner Verwundung. [53]

04.08.          Die Holzmehlfabrik Walkenried-Juliushütte brannte ab. Die Brandruine wurde danach zum Anti-West-Propaganda-Projekt, da vom Ellricher Bahnhof die Ruinen gut einsehbar waren.

10.12.          Die DDR erklärte die Zonengrenze zur "Staatsgrenze" und übernahm die alleinige Sicherung der DDR-Grenze zur BRD. [35]

1956

18.01.          Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR wurde gegründet, ebenso das Ministerium für Nationale Verteidigung.

15.05.          Die Grenzmaßnahmen-Verordnung der DDR vom 03. Mai tritt in Kraft, die Bezeichnung „Demarkationslinie“ wird durch „Grenze“ ersetzt. [62]

1957

13.02.         In Walkenried wird berichtet, dass der Grenzschmuggel  im Harz nachgelassen hat, die Ab-sperrmaßnahmen an der Zonengrenze (DDR) werden immer schärfer, so werden auch bald Erdbunker aus Beton angelegt.

01.03.         Die DGP wurde als Kommando der deutschen Grenzpolizei wieder dem MdI unterstellt und erhielt den Auftrag zur militärischen Sicherung der Staatsgrenze. Als Ausrüstung erhielt sie Schützenpanzer mit leichten Geschützen.[35]

14..08.        An Stelle von Abschnittsverwaltungen wurden Grenzbrigaden gebildet; das Grenzkommando Limlingerode wurde in die Grenzbrigade Erfurt eingegliedert.

16.11.          Die DDR führt die amtliche Bezeichnung „Staatsgrenze West“ ein. [62]

11.12.          Illegales Verlassen der DDR wurde nun als „Republikflucht“ zum Straftatbestand, auf Republikflucht stand bis zu 3 Jahren Gefängnis.

1958

17.03.          Die Truppenfahnen der DGP wurden eingeführt. [35]

05.06.          Die Verordnung über „Freiwillige Helfer zur Unterstützung der Deutschen Volkspolizei“ wird erlassen. Grenzhelfer in Zivil sollen die Grenze überwachen und Grenzverletzer stellen. [62]

Im Walkenrieder Ortsteil Wiedigshof mussten Kartoffelernter zusehen, wie ein Flüchtling an der DDR-Grenze von Volkspolizisten erschossen wurde.

1959

06.03.          Eine Walkenrieder Zoll-Streife beobachtete vom Gut Wiedigshof aus den gegenüberliegenden Wachturm der DDR. Um 16.30 Uhr fiel ein Schuß. Ein Posten lief Richtung Obersachswerfen und kam mit mehr als 15 Mann zurück. Gegen 17.30 Uhr wurde eine offenbar schwerverletzte Person abtransportiert. Später wurde bekannt, daß es sich um den Streifenkamerad Siegfried N. handelte. Erstarb noch auf dem Transport nach Ilfeld. [53]

04.04.         Am 04. April gelang dem 46 Jahre alten Fuhrunternehmer Fritz Gräfe mit Frau und 8 seiner 13 Kindern die Flucht mit einem Traktor nach Wiedigshof, getarnt als Familienausflug und mit einer Genehmigung für die 5-km-Sperrzone. Am 12. Juni gelang es 8 Personen, an der gleichen Stelle die Grenze mit zwei Fahrzeugen zu überwinden. Eine Person ist ein Sohn vom Fuhrunternehmer, der am 04. April geflüchtet ist.

05.06.         Es gab jetzt eine Verordnung über „freiwillige Helfer zur Unterstützung der Deutschen Volkspolizei“.

12.06.         Acht Menschen in 2 Fahrzeugen flüchteten bei Wiedigshof in den Westen. Es war der 31-jährige Richard Schmidt mit Familie, sein Vater (64) und Fritz Gräfe, Sohn des Flüchtlings vom 04. April dieses Jahres. [53]

30.06.         Bei Neuhof flüchtete ein junges Ehepaar (23 und 26 Jahre) in den Westen, der junge Mann hat bereits 14 Monate aus politischen Gründen im Gefängnis gesessen.

02.08.         In der Nacht zum 3.8. überschritten 3 Flüchtlinge (19 und 20 Jahre alte Männer und eine 20-jährige Frau die Grenze bei Neuhof, sie sind ganz gemütlich die Straße entlang gewandert. Daran kann man erkennen, wie durchlässig die Grenze noch war.

20.08.         In der Nacht zum 21. August wurden frisch gesetzte Grenzpfähle in der Nähe der Kutzhütte herausgerissen und der Stacheldraht zerschnitten, vermutlich von westdeutschen Jugendlichen. [54]

Oktober      Ein Mitglied der Volkspolizei, der als Hundeführer arbeitete, band den Hund an einen Baum und überschritt anschließend die Grenze Richtung Westen.

Oktober      Bei einem Feuer in Mackenrode (DDR) wollte die Tettenborner Feuerwehr helfen, dieses wurde abgelehnt. Hilfsangebote anderer BRD-Feuerwehren wurden von den DDR-Behörden gar nicht beantwortet.

Die Fa. Schmidt, Kranz und Co nahm die Produktion von Geräten für den Bergbau auf. Die Firma wurde 1885 in Nordhausen gegründet und siedelte nach dem 2. Weltkrieg in die Zweigniederlassung Zorge  über. Bis Ende 1957 wurden hier NORMAG - Zorge - Schlepper  produziert.

1960

08.05.            Bis zum 11. Mai wurden 2 Hundertschaften des Bundesgrenzschutzes (BGS) nach Duderstadt verlegt. [35]

 August         Am Zorger Dreieck gelang es Ende August einem 19- und seinem 11-jährigen Bruder, die Grenze in Richtung Westen zu überschreiten, gut 4 Wochen später flüchteten auch die Eltern und der 10-jährige Sohn.

September   Eltern folgten ihren 19 und 11 Jahre alten Kindern in den Westen, und zwar zwischen Ellrich und Zorge am Zorger Dreieck. Mit dabei war der 10-jährige Sohn. Getarnt hatten sie sich als Waldläufer, indem sie einen Rucksack mit Tannenzapfen mitführten. Die beiden Söhne waren bereits Ende August an gleicher Stelle geflüchtet.

28. 09.           In Wiedigshof liefen 16 Rinder in den Osten, nach 10 Stunden wurden sie wieder in den Westen zurückgetrieben. [53]

12.10.           Im Raum Zorge sind zwei Jugendliche Flüchtlinge von einer Zollstreife aufgegriffen und entsprechend weitergeleitet worden. Der 17-jährige sollte bereits in die Volksarmee eintreten. Bereits 1 Tag später gelang einem 35-jährigen Mann aus Nordhausen die Flucht im Bereich Juliushütte bei Sturm und Regen.

23.10.           Es waren 23 Zivilisten aus der DDR mit einem Omnibus gegenüber dem Parkplatz Kutzhütte bis auf 100  m an den Kontrollstreifen herangebracht worden. Diese begaben sich unmittelbar an die Demarkationslinie und begannen mit Besuchern und Passanten auf BRD-Gebiet, deren Anzahl zeitweilig 100 Personen umfasste, eine lebhafte Diskussion, die etwa 1 ¾ Stunden andauerte. Die Art, in der von sowjetzonaler Seite diskutiert wurde, und der Umstand, dass nach Beendigung der Diskussion vier bis dahin gedeckt postierte Doppelstreifen in unmittelbarer Nähe gesehen wurden, lassen darauf schließen, dass es sich um eine gelenkte Aktion gehandelt hat. [35]

02.11.            Der Grenzabschnitt der BGS-Abteilung Duderstadt wurde bis nach Tettenborn ausgeweitet, von dort bis nach Stapelburg war die BGS-Abteilung Goslar zuständig. [35]

15.11.           Sieben Bauern der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Gudersleben arbeiteten mit ihren Pferde-Gespannen im Beobachtungsabschnitt der Grenzübergangsstelle (GaSt) Walkenried-Mitte  unmittelbar am Kontrollstreifen. Als die Bauern auf die ZGD-Streife der BRD aufmerksam wurden, ließen sie ihre Gespanne stehen und begaben sich an die DL, um mit den ZGD-Beamten zu sprechen. Im Laufe dieses Gespräches kam ihre große Unzufriedenheit mit den Verhältnissen nach der Enteignung zum Ausdruck. Eine hinzueilende Streife der sowjetzonalen Grenzpolizei bereitete dieser Unterhaltung ein jähes Ende. Sie machten den Bauern Vorwürfe und zwangen sie, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. [35]

1961

Januar           Zwei Volkspolizisten mit Bewaffnung überschritten im Januar bei Mackenrode die DDR-Grenze und erschienen beim Übungsabend des Gesangvereins „Harmonie“ in Tettenborn.

22.01.             Ein Bad Sachsaer Kurgast betrat am Uffewehr (Nähe Kläranlage) versehentlich DDR-Gebiet und wurde beschossen. Schnell rettete er sich wieder in den Westen und blieb unverletzt. [53]

Ein Beispiel, wie gefährlich es bis 1989 werden konnte, die Grenze zu missachten. An anderen Stellen kam es in der Folgezeit auch zu gezielten Schüssen. Andere Personen wurden aufgefordert, durch eine Lücke in der Grenzanlage in den Osten weiter zu gehen, wo sie dann festgenommen wurden. Die Rückkehr in den Westen konnte mehrere Tage dauern.

15.02.             Die Ziegelei Königstuhl nordwestlich von Ellrich wurde durch die DGP gesprengt. [35]

13.08.             Errichtung der Berliner Mauer, anschließend wurde die gesamte Grenzsicherung verstärkt.

15.09.            Unterstellung der DGP als „Kommando der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee (NVA)“. [35]

20.09.            Zwei Familien mit einem Ackerwagen gelang bei Walkenried die Flucht über die Zonengrenze. Die Angehörigen und Kinder waren unter Dünger versteckt. Die Volkspolizei kam zu spät. [53]

02./03.10.     „Aktion Kornblume“: Dieses war die zweite Zwangsevakuierung aus dem Grenzgebiet, nachdem es ab 26. Mai 1952 bereits die Aktion „Ungeziefer“ gab. [35]

Oktober         Mit dem Bau des zweireihigen Stacheldrahtzaunes und der ersten Verlegung von Bodenminen zwischen den Zäunen vom Priwall (Lübecker Bucht) im Norden bis Hof im Süden wurde begonnen. [35]

November     Die alte Berufsschule Ellrich gegenüber der Juliushütte wurde abgerissen. [35]

24.11.             In Salzgitter wurde die Zentrale Erfassungsstelle eingerichtet. Sie erfasste alle politischen Gewaltakte der DDR.

1962

Januar           Das „Haus Arndt“ am Zorger Dreieck (Abzweigung nach Ellrich) wurde durch die Errichtung des Doppelzauns von der DDR abgetrennt. [35]

24.01.            In der DDR wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, weil die Aufgaben von den Freiwilligen nicht mehr zu bewältigen waren. Bis zum Herbst hatten die Grenztruppen eine Stärke von 52000 Mann.

18.09.            Zwischen dem Zorger Dreieck und der Kutzhütte wurden die ersten Minen verlegt. [35]

24.11.            Nachmittags brannte das Hotel Ravensberg vollständig nieder. Der Brand soll im Turm entstanden sein, in welchem sich ein Horchposten Richtung DDR befand. [39]

1963

                          Beginn des Abschusses von Propagandaraketen aus der DDR Richtung BRD. Die westliche Seite begann ebenfalls mit Propagandaaktionen. [35]

Frühjahr           Im Grenzgebiet der DDR wurden massive Kasernen gebaut, ab April die Unterkunft in Liebenrode. [35]

15.04.              Ostermontag gab es an der Zonengrenze zwischen Walkenried und Ellrich einen Flächenbrand, vermutlich durch die glimmende Zigarette einer Grenzpolizeistreife verursacht. Es beteiligten sich an den Löscharbeiten etwa 15 DDR-Grenzsoldaten und auf der BRD-Seite der BGS. [54]

30.04.               Am Jägerfleck oberhalb von Zorge wurden Minen gesprengt. [35]

Mai                   Pioniere der Grenztruppen (GT) schlossen die Lücke im Doppelzaun zwischen dem Lampertsberg  und dem Ehrenplan nordöstlich von Zorge. Zwischen Branderode und Neuhof versuchte eine Frau die Grenze zu überschreiten. Die erst vor wenigen Tagen verlegte Signalanlage wurde ihr jedoch zum Verhängnis, die Frau wurde verletzt festgenommen. [54]         Eine Himmelfahrtstour führte zwei Zechkumpanen aus der BRD an die Grenze, die sie am Eisenbahntor nach Ellrich überschritten. Dort bewarfen sie ein politisches Transparent mit Schottersteinen, über die Festnahme war nichts bekannt.

11.08.               Bei Obersachswerfen wurde eine schwangere junge Frau erschossen. [35]

03.09.               Der Eisenbahn-Übergang Ellrich-Walkenried wurde durch ein mechanisches Eisenbahntor gesichert, welches vom Bahnhof Ellrich aus bedient wurde. [35]

Nov./Dez.        Die hölzernen B-Türme gegenüber dem Langenberg, südlich des Rösebergs, gegenüber Neuhof und gegenüber der Kutzhütte wurden abgebaut. [35]

1964

Februar            In den letzten drei Tagen gelang in  Südniedersachsen 5 Männern die Flucht in den Westen trotz Minenfeld. In den letzten 10 Tagen sind sogar 18 Personen ohne Zwischenfall über die Grenze gekommen. [53]

26.02.               Im Bahnhof Walkenried machte sich ein 4-achsiger Eilzugpackwagen selbstständig und rollte Richtung Osten. Der Bahnhof Ellrich wurde verständigt und man fuhr sofort mit einer Diesellok hinterher. Der Waggon konnte noch vor Erreichen der Grenze „eingefangen“ werden. [53]

28.02.               Auf dem Stöberhai war Baubeginn für den weithin sichtbaren Radarturm. Der Betrieb wurde am 07. Juni 1967 aufgenommen.

09.09.              DDR-Rentner dürfen nun in den Westen reisen. [62]

25.11.               Erstmals müssen BRD-Bürger einen Mindestumtausch erbringen, wenn sie in die DDR reisen, er beträgt 5,oo DM pro Tag. [62]

Dezember       In Jützenbach bezog die 8. GK ihre neue Unterkunft. [35]

1965

08.03.              Der hölzerne Wachturm (B-Turm) an der Molkerei Zwinge wurde abgebaut. [35]

Mai                  Am Friedhof bei Mackenrode wurde der hölzerne Wachturm abgebaut. [35]

03.07.             Nun konnte auch die neu gebaute Unterkunft in Klettenberg von der 4. GK bezogen werden. [35]

August           Fünf deutsch-stämmige Polen erreichten in einem Güterwagen zwischen Karbidfässern versteckt den Bahnhof Herzberg. [35]

10.09.             Die neue Unterkunft der 9. GK in Ecklingerode wurde bezogen. [35]

September      Am nördlichen Ortsrand von Mackenrode wurde eine elektrische Grenzsicherung errichtet. Als die Anlage unter Strom gesetzt wurde, wurde der 26-jährige Peter Q. durch einen Stromschlag getötet. Er war Kraftfahrer beim Montagetrupp der Grenzkompanie Limlingerode. [53]

1966

09.01.             In Südniedersachsen gelang 3 Jugendlichen die Flucht durch den verminten Doppelzaun. Sie hatten viel Glück, wegen des Tauwetters explodierten die Minen besonders leicht. [53]

Februar          Drei Männer gelangten in Südniedersachsen durch den verminten Doppelzaun in den Westen, obwohl die Hunde in der Hundelauf-Anlage anschlugen. [53 vom 03.02.1966]

12.03.             Bei Ellrich kamen zwei Volkspolizisten in Ausgehuniform über die Grenze. Sie hatten dienstfrei und kamen ohne Waffen. [53]

April                Die Grenzbesucher aus dem Westen verhielten sich oft sehr leichtsinnig, so war Ostern ein junges Paar bei Braunlage von der Volksarmee abgeführt worden. In der Nacht zum Ostermontag wurden sie über Helmstedt wieder zurückgeschickt.

16.04.             Am Wochenende schossen DDR-Soldaten Flugblattraketen Richtung Walkenried ab, sie enthielten Propaganda gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr. [53]

19.04.            Der hölzerne B-Turm an der Ziegelei in Zwinge wurde abgebaut. [35]  lt. [62] am 12.12.1963.

16.05.             Bei Tettenborn versucht ein junges Paar (er 26, sie 20 Jahre) in den Westen zu flüchten, beide haben die Minensperre bereits passiert, als die junge Frau von Grenztruppen angeschossen und später abtransportiert wird, der junge Mann kann in den Westen flüchten. [53]

12.06.            Zwei Angehörige der Nationalen Volksarmee (NVA) überschritten in Ausgeh-Uniform die Grenze bei Ellrich und wurden vom Walkenrieder Zoll an die entsprechende Dienststelle weitergeleitet.

21.08.            Im Südabschnitt der niedersächsischen Zonengrenze gelang trotz vermintem Doppelzaun  zwei 19-jährigen Handwerkern die Flucht in den Westen. [53]

 August          Die 5. GK konnte in die neu gebaute Unterkunft in Limlingerode einziehen. [35] Für alle Unterkünfte galt, dass sie möglichst nicht vom Westen einsehbar waren, diese Kaserne ist das beste Beispiel dafür. [39]

September   Bei Hohegeiß wurde eine Lichtsperre aufgebaut, über mehrere hundert Meter wurde die Grenze damit taghell ausgeleuchtet. [53] Ähnliche Anlagen gab es auch an anderen Stellen in Südniedersachsen. Auf BRD-Seite wurde am großen Parkplatz oberhalb von Hohegeiß ein Informationspavillon aufgebaut. [56]

September    Im gesamten Südharz, so auch bei Neuhof und Walkenried,  wurde im September/Oktober mit dem Bau des 18o cm tiefen Kfz-Sperrgrabens begonnen, dort sind 2 m breite Betonplatten befestigt. [53]

03.11.             Ein 20-jähriger Unteroffizier der DDR täuschte seinen Kameraden und flüchtete durch einen Durchlass im Doppelzaun in den Westen. [53]

1967

Januar           Am Jägerfleck wollte bei einer Schneehöhe von 1 m ein Hamburger vor dem Schlagbaum in einen Weg abbiegen, dabei blieb er stecken. Wäre er vom Weg nach links abgekommen, wäre er auf DDR-Gebiet gelandet. Ein Trecker half ihm später aus der misslichen Lage. [53]

Januar           Im Minenzaun verendete ein Hirsch. Immer wieder kommt es zu solchen Zwischenfällen an der verminten Grenze.

08.06.            Am Abend fuhr ein Zollassistent versehentlich über die Demarkationslinie. Der Fahrer rannte wieder auf BRD-Gebiet zurück, das Fahrzeug, ein VW-Käfer, wurde am 09. Juni um 12 Uhr wieder zurückgegeben. [55]

12. Juni           Durch das geöffnete Eisenbahntor vor Ellrich ging der Herzberger Gerhard B., um seinen Vater in Ellrich zu besuchen. Er wurde von der NVA in Empfang genommen. Ob sein Besuch wie geplant durchgeführt wurde, ist fraglich, er kam jedenfalls am nächsten Tag für 4 Wochen in ein Aufnahmelager bei Erfurt. [53]

bis 1977       Der Stacheldrahtzaun wurde durch einen Metallgitterzaun ersetzt. 1 m hinter der 1381 km langen Grenzlinie zwischen Lübeck-Priwall und östlich von Hof/Bayern wurden die DDR-Grenzsäulen (2622 Stück) mit Hoheitsemblem der DDR aufgestellt. Niedersachsens Grenze zur DDR betrug 544 km.

04./05.10.     Bis zum 30.November dauerte der Bau des Grenzzaunes I ab Straße Branderode – Neuhof bis Mackenrode – Nüxei (B 243). [35]

Oktober         Der 30-jährige Maurer Otto Böttcher aus Neuhof wurde von 2 Volkspolizisten festgenommen, als er die Grenzsicherungsarbeiten ansehen wollte und dabei über die Demarkationslinie geriet. [55]

1968

Februar         Am Grenzübersichtspunkt Tettenborn/Mackenrode werden Sichtblenden aufgestellt. [55]

03.05.            Ein DDR-Offizier wurde bei Sprengarbeiten bei Braunlage, Richtung Fuchsfarm, durch eine übersehene Mine schwer verletzt.

21.08.            Die Truppen des Warschauer Paktes marschierten in die CSSR ein.

1969

08.03.             Bei der Einfahrt in den Ellricher Bahnhof entgleiste ein Sondergüterzug mit 29 Waggons. Vermutlich war das Einfahrtsignal vom Lokführer übersehen worden, da es links statt rechts vom Gleis stand. [53]

                        Die ersten runden Beobachtungstürme (BT 11-Türme = 11 m hoch) wurden errichtet.

29.04.            Der Zollgrenzdienst versah nun seit 20 Jahren seinen Dienst an der Grenze zur DDR [56]

Juni               Die schwarz-rot-goldenen Grenzpfähle der DDR erhalten neue Embleme, weil die alten den Souvenir-Jägern zum Opfer fielen. [55]

November    Pioniere und NVA sprengten im Bereich Kutzhütte Minen, dabei wurden 2 Angehörige der NVA leicht verletzt. Allerdings wurden anschließend neue Plastik-Minen verlegt. [56]

1970

Es wurde auf DDR-Seite begonnen, die gefürchteten SM 70 – Selbstschussanlagen zu montieren, insgesamt wurden es bis 1984 etwa 54000 Stück, die bis November 1984 wieder abgebaut wurden. Auf einer Strecke von 3,5 km sind im Harzbereich ca. 14000 Minen vom Typ 71 in vier Reihen verlegt worden.

Juni                Der Funkenflug einer Dampflokomotive verursachte im Bereich Himmelreich/Eisernes Tor  einen Flächenbrand, der auch DDR-Gebiet erfasste.

Auf dem Ravensberg wurde der 64 m hohe Betonturm gebaut. Bis 1989 diente er als Horchposten Richtung DDR, anschließend wurde er von der Telekom übernommen. Bereits 1959 hatte die US-Army auf dem Berg einen Horchposten. [39]

1971

Februar         Die Grenztruppen wurden neu formiert. Die bisherigen Grenzbrigaden wurden aufgelöst und die Grenzregimenter  zu drei Kommandos zusammengefasst. Die im Südharz und Eichsfeld stationierten GT-Einheiten (Grenztruppen) wurden dem Grenzkommando Süd mit Sitz des Stabes in Erfurt unterstellt. [35]

01.03.            Die Grenzbataillone Ellrich, Weißenborn-Lüderode und Mengelrode bei Heiligenstadt wurden dem Grenzregiment 4 in Heiligenstadt angegliedert, das Grenzregiment 5 in Nordhausen wurde aufgelöst. [35]

15.03.            Der Stab des Grenzbataillons Ellrich wurde nach Klettenberg verlegt, der des Grenzbataillons Weißenborn-Lüderode nach Jützenbach. Dem 1. Grenzbataillon Klettenberg unterstanden die Grenzkompanien in Ellrich (1.), Liebenrode (2.), Mackenrode (3.) und Weilrode (4.) – dem Grenzbataillon Jützenbach die Grenzkompanien Silkerode (5.), Ecklingerode (6.), Teistungen (7.) und Günterode (Heiligenstadt) (8.)  -  Die Grenzkompanien Sülzhayn, Klettenberg, Jützenbach und Neuendorf wurden aufgelöst.  -  Die Organisationsebene „Grenzaufklärer“ wurde geschaffen. [35]

08.08.           Gegen 15.50 Uhr wurde von einem Doppelposten auf dem BT-11 Mackenrode ein Schuss auf den am Info-Stand Tettenborn abgestellten Pkw eines Herzberger Einwohners abgegeben. Das Geschoss durchschlug die beiden vorderen Kotflügel und den Kofferraum des VW 1500. In der Nähe des Info-Standes befanden sich ca. 50 Personen, von denen niemand verletzt wurde. Kurze Zeit später erschien auf dem B-Turm ein Offizier der Grenztruppen. Die Gründe für den als unverständlich anzusehenden Waffeneinsatz gegen westdeutsche Grenzbesucher sind nicht bekannt geworden. Die Grenzsoldaten hatten strikten Befehl, nicht Richtung BRD zu schießen. (Nach einem Bericht des GZD)

14.12.          Eine dreiköpfige Familie wurde bei Brochthausen aus dem Minenfeld gerettet, die junge Mutter verlor beide Beine. Am frühen Abend befand sich der Gastwirt Moneke auf der Rückfahrt von Fuhrbach nach Brochthausen, als er in Höhe des Ortseinganges von der nahen Grenze die Explosion einer Mine wahrnahm. Ihm und weiteren durch die Explosion und Hilferufe aufgeschreckten Bewohner der nahegelegenen Häuser war sofort klar, dass durch einen Flüchtling eine Mine ausgelöst worden sein musste. Moneke fuhr mit seinem Pkw unter Mitnahme von 2 Männern in Richtung Grenze, um gegebenenfalls helfen zu können. Die letzte Strecke bis zur Grenze mussten sie zu Fuß zurücklegen. Zuvor hatte einer der aufgeschreckten Bewohner telefonisch das Zollkommissariat in Duderstadt informiert. Dieses beorderte per Funk einen Beamten des Zollgrenzdienstes der Grenzaufsichtsstelle Fuhrbach an den Tatort, der mit seinem Fahrzeug nahezu gleichzeitig mit den beherzten Männern dort eintraf. Aus dem Minenfeld, das ihnen durch Einsicht von westlicher Seite her bekannt war, rief eine Männerstimme um Hilfe. Drei von den als erste an der Grenze eingetroffenen Männer, ein Tischler, ein Schüler und der Zollbeamte, überquerten die Demarkationslinie und liefen auf den ersten Zaun des Minenfeldes zu. Im Licht der Taschenlampe des Zöllners nahmen sie hinter dem Zaun drei Personen wahr, ein Kleinkind, eine schwer verletzte Frau inmitten des Minenfeldes und einen schreienden, im Gesicht verletzten Mann am zweiten Begrenzungszaun. Die Frau bat flehentlich, wenigstens ihr Kind zu retten, und rief den Männern auf der anderen Seite des Zaunes den Namen des Kindes „Heike Jahn“ zu. Der Gastwirt Moneke eilte nach Hause, um ein Seil zu holen. Inzwischen lotste der Zollbeamte mit Hilfe der Taschenlampe den Mann, der durch die Explosion verletzt und geblendet wurde und deshalb kaum sehen konnte, über die Explosionsstelle zunächst zu der schwer verletzten Frau. Dann forderte er den Mann auf, die Frau zum vorderen Zaun zu ziehen. Inzwischen trafen noch 3 Einwohner aus Brochthausen an der Grenzlinie auf. Gemeinsam bogen sie die Metallgitterplatten an der Überlappungslinie so weit auseinander, dass eine Öffnung entstand, durch welche die zuerst eingetroffenen 3 Männer hindurchklettern konnten. Dort erkannten sie die schweren Verletzungen der Frau, der durch die Mine beide Füße abgerissen worden waren. Der siebzehnjährige Schüler war von diesem Anblick so schockiert, dass er durch die Öffnung zurückkroch und davonlief. Das kleine Kind wurde durch die Zaunöffnung gereicht und von einem Helfer zu seinem Pkw gebracht, mit dem der Vater und das einjährige Kind später zum Krankenhaus nach Duderstadt gefahren wurden. Der Zollbeamte und drei weitere Helfer brachten Mutter und Vater durch die Zaunöffnung bis auf das Gebiet der BRD. Hier wurden der schwer verletzten Frau durch einen inzwischen eingetroffenen Sanitätsbeamten des BGS mit Krawatten die Beine abgebunden, bevor sie mit einem Sanka des BGS in das Krankenhaus Duderstadt gebracht wurde. Dort mussten der 21-jährigen Jutta Jahn das linke Bein unterhalb und das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert werden. Ihr Mann Lothar war nur gering, das Baby unverletzt. Die mutigen Retter waren längst wieder auf westlicher Seite, als von DDR-Seite die ersten Leuchtgeschosse abgegeben wurden. Von der Führungsstelle Wolfsberg der Grenztruppen war der Suchscheinwerfer glücklicherweise nicht eingeschaltet worden. Am Unglücksort versammelten sich inzwischen neben BGS- und Zoll-Beamten auch zahlreiche Einwohner von Brochthausen, die ihrem Abscheu über die unmenschlichen Grenzsperren gegenüber den inzwischen am Minenfeld eingetroffenen DDR-Grenzern lautstark Ausdruck gaben. (Erlebnisbericht von Paul Moneke, Brochthausen und Bericht des BGS)  [35]

bis Jahresende   Der Grenzsignalzaun (GSSZ-70) wurde als durchgehender Hinterlandzaun entlang der gesamten Staatsgrenze West der DDR fertiggestellt. [35]

1972

Jahresverlauf    Im Kompaniebereich fand der Ausbau eines der BT-11-Türme zu einer militärischen Führungsstelle statt. Eine Betonhalbschale als Anbau diente der Unterbringung einer  „Alarmgruppe“; Aufschaltung der Signale vom GSSZ und Grenzmeldenetz. [35 

ab März              Im Bereich des 1. Grenzbataillons Klettenberg wurde ein erdverkabeltes Grenzmeldenetz erprobt. [35]

03.06.                 Das Vier-Mächte- und das Transitabkommen zwischen der BRD und der DDR traten in Kraft.

15.06.                 Die DDR hatte eine neue Grenzverordnung: die räumliche Tiefe des Schutzstreifens und der Sperrzone wurde nicht mehr vorgeschrieben, sondern den regionalen Erfordernissen angepasst.  Im Gebiet des Südharzes wurden die Orte Mauderode, Günzerode, Pützlingen, Holbach, Schiedungen, Epschenrode, Stöckey und Weißenrode aus dem Grenzgebiet herausgenommen. [35]

17.10.                In dringenden Familienangelegenheiten können auch jüngere DDR-Bürger in die BRD reisen. [62]

01.12.                 Baubeginn der Grenzübergangsstelle Teistungen bei Worbis. [35]

21.12.                 Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen der BRD und der DDR. [35]

Jahreswende    Die Grenztruppen wurden aus der NVA herausgelöst und als eigenständige „Grenztruppen der DDR“ bezeichnet. Unterstellt waren sie weiterhin dem Ministerium für Nationale Verteidigung.

1973

Januar                  Die Grenzkommission beider deutscher Staaten konstituierte sich. [35]

21.06.                   Der Grenzübergang Duderstadt-Worbis/Teistungen wurde für den kleinen Grenzverkehr eröffnet. Nun konnten 56 Stadt- und Landkreise mit 2600 Gemeinden besucht werden.

21.07.                Am Bauernberg zwischen Elend und Schierke sind 2 neue Unteroffiziere im Wachdienst eingesetzt. Aus langer Weile machten sie Zielübungen. Heinz K. richtete dabei seine Waffe auf Hans-Jürgen L. Leider war seine MP nicht gesichert. Ein Schuß tötete Hans-Jürgen L. Durch Magazin-Tausch versuchte er den Vorfall zu vertuschen, bei der Vernehmung gab er aber zu, wie es wirklich war. [53]

September      Vom 04. September 1973 bis 29. November 1978 dauern die Grenzkorrekturen gemäß Protokoll über die Überprüfung, Erneuerung und Ergänzung der innerdeutschen Grenze. Neue Grenzsteine aus Granit mit der Aufschrift „DDR“ werden aufgestellt. Auf der BRD-Seite ist keine Aufschrift.

11.10.                   In den ersten 3 Monaten hatten 40.000 Zonenrandbewohner die Möglichkeit des kleinen Grenzverkehrs genutzt. [56]

Jahresverlauf     Der Ausbau des Schutzstreifens zum Grenzsicherungs- und Signalzaun (GSSZ) mit elektrischer Alarmauslösung durch Kontakt der auf Isolatoren verlegten Stacheldrähte vor Ort und in der Führungsstelle wurde durchgeführt. [35]

1974

Jahresverlauf     Die Minensperren wurden erneuert. Minen neuer Bauart wurden verlegt, teilweise fand der Abbau des zweireihigen Metallgitterzauns statt, stattdessen wurde ein 3 m hoher Metallgitterzaun errichtet (GZ I)

01.01.                  Die Grenztruppen wurden aus der NVA ausgegliedert, die Führung der NVA als selbständiger Verband der „Grenztruppen der DDR“. [35]

23.02.                  Im Landkreis Osterode begann die Arbeitsgruppe Grenzmarkierung den Verlauf der 48 Kilometer Grenze zur DDR von der Nähe bei Hohegeiß bis kurz vor Zwinge zu vermessen. [53]

18..04                  Ein 22-jähriger Lagerist flüchtete drei Kilometer östlich von Walkenried durch das Minenfeld. [35]

07.07.                  Der Bad Sachsaer Wolfgang M. überschritt illegal die DDR-Grenze und wurde wieder abgeschoben. Am 24.07. tat er das gleiche wieder. Nun gab es viel Pressewirbel um diese Grenzverletzungen. [53]

25.07.                  Bad Sachsa, Zorge und Hohegeiß erhalten weiterhin Strom aus Bleicherode/DDR. Dafür wurden neue Strommasten und Leitungen verlegt. [53]

01.11.                  Der Zollgrenzdienst (ZGD) der BRD wird in Grenzzolldienst (GZD) umbenannt. [35]

1975

Jahresverlauf    Das Grenzmeldenetz des 1. Bataillons Klettenberg wurde verkabelt. Die Grenze wurde entsprechend den Feststellungen  der gemeinsamen Grenzkommission mit neuen Grenzsteinen gekennzeichnet. Beschriftet wurden sie nur auf DDR-Seite. [35

März                   Die Grenzschutzaufgaben wurden auf die Zollverwaltung der BRD übertragen, der BGS hat die Fachaufsicht. [35]

1976

Jahresverlauf    Beginn der Errichtung neuartiger eckiger Betontürme von ca. 2,0 x 2,0 m als Beobachtungs-türme sowie von 4,0 x 4,0 m als Führungsstellen. Sie ersetzten die runden Türme, die nicht sehr sturmfest waren.

24.09.                 Drei Waggons eines Güterzuges, der Aluminium-Sulfat für die Leuna-Werke geladen hat, entgleisten um 9.18 Uhr Ausgangs des Bahnhofs Walkenried in Richtung Ellrich. [53]

16.10.                 An der Grenze wurden zurzeit Notrufsäulen aufgestellt, mit denen man im Notfall den BGS direkt erreichen konnte; Versuchsweise waren es 15 Säulen, die erste bei Eckertal/Bad Harzburg. [53]

01.12.                30. Jahrestag der Grenztruppen, die Einführung des Ärmelstreifens „Grenztruppen der DDR“. [35]

1977

Jahresverlauf   Die Grenzlinie wurde auf BRD-Seite vom BGS mit weiß-roten Kunststoffpfählen gekennzeichnet.

04.03.                Das Grenzregiment 4 Heiligenstadt erhielt  den Ehrennamen  (!) „Willy Gebhardt“. [35]

20.06.                Einem 36-jährigen Maurer gelang die Flucht über die Grenzsperren im Raum Ellrich. [35]

1978

11.01.               Ein 24-jähriger Forstarbeiter und sein 18-jähriger Bruder flüchteten im Bereich Osterhagen - Steina in den Westen. [35]

20.06.              Im Bereich Juliushütte flüchtete ein 26-jähriger Mann in die BRD. [35]

18.07.               Ein 26-jähriger Anstreicher und sein 22-jähriger Beifahrer flüchteten an der Straße Zwinge-Brochthausen in den Westen. [35]

26.10.               In Wiedigshof stürzte bei Landwirt Werner Elbeshausen der Schweinestall ein, vermutlich war dies durch die ständigen Detonationen von Minensprengungen verursacht worden. [53]

17.11.               Zwei Freunde zelteten an der Juliushütte. Einer von Ihnen fuhr nach Hause, der Andere (aus Hannover) begab sich in die DDR. Dort wurde er festgenommen. Die Umstände seines Handelns waren bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

28.11.               Mit einem Agrarflugzeug gelang einem Ehepaar die Flucht aus der DDR: Sie landeten etwa um 12.45 Uhr auf einer Wiese in der Gemarkung Barbis/Königshagen.[53]

1979

April                   Die Notstromversorgung für Bad Sachsa und Tettenborn wurde durch Anschluss an das Westverbundnetz sichergestellt. Bis dahin erhielten die beiden Orte ihren Strom ausschließlich aus der DDR, das Umspannwerk befand sich bei Klettenberg.

18.08.                Ein Flüchtling aus Rumänien erreichte in einem Eisenbahnwaggon versteckt Herzberg. [35]

05.10.                Der alkoholisierte Bad Sachsaer Wolfgang M. beging im Raum Neuhof erneut eine Grenzverletzung. Diesmal wurde er von Polizisten überwältigt. [53]

Okt.-Dez.           Die DDR-Grenzsäulen wurden von den Grenztruppen auf eine Entfernung von 5 m von der Grenzlinie zurückgesetzt, um den Emblem-Diebstahl einzudämmen.

1980

07.06.               Am Grenzübersichtspunkt Tettenborn geht ein junger Mann einige Schritte über die Grenze und                wird von einer Grenzstreife festgenommen, die aus einem Versteck kommt.

12.07.                Zwei junge Männer flüchteten im Waldgebiet Ellrich - Zorge  am frühen Morgen in den Westen. Am 11.07. hatten sie sich zum „Angeln“ zu Hause verabschiedet. Als Grund gaben die  beiden politische Unzufriedenheit in der DDR an.

1981

Januar              Zwei DDR-Grenzsoldaten (19 und 24 Jahre alt) überwinden im Januar die Grenze beiWalkenried.

Im Bereich der Eisengießerei Fischer & Co stellt ein Getränkefahrer seinen LKW ab und legt eine Pause ein. Er geht dabei auf DDR-Gebiet und wird von DDR-Grenzern festgenommen. Über seinen Verbleib ist in der Folgezeit nichts bekannt.

21.09.               In der Nacht vom 21. zum 22.09. haben Udo S. und Andreas F. Wachdienst in der Nähe von Sorge. Kurz vor 5.30 Uhr entluden beide ihre Waffen am Postenpunkt 555, dabei löste sich bei Udo S. ein Schuß, der Andreas F. in der Hüfte traf. Dieser kam zuerst ins Kurheim Benneckenstein, anschließend verstarb er auf der Fahrt in das Krankenhaus Wernigerode. [53]

1982

Juli              In der Nähe von Walkenried werden neun Minen in einem Durchlass des doppelten Metall-gitterzauns gesprengt, anschließend werden neue Minen verlegt. Die Grenzsicherung wird weiter perfektioniert, ab Frühjahr 1983 werden neue SM70-Schußapparate angebracht.

1983

10.06.              In der Nacht vom 10. zum 11. Juni versucht ein Mann von Ellrich aus zu flüchten, der Versuch misslingt.

bis 1984         Die Selbstschussanlagen SM70 wurden durch internationalen Druck bis 30. November 1984 abgebaut, Minen wurden bis Ende 1985 gesprengt. Der Schutzstreifenzaun wurde verstärkt und auf 2,40 m erhöht, im Boden verhinderten Betonplatten das Unterkriechen des Grenzzauns.

1984

13.12.              Kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit flüchtete ein Unteroffizier der 2. Grenzkompanie Lieben-rode. Nach der Rückkehr von einem Kurzurlaub zu Hause, wohin er mit einem Kameraden auf dessen Motorrad gefahren war, wechselte er die Motorradkleidung gegen die Dienstuniform und ging dann zu Fuß nach Obersachswerfen, um ein Bier zu trinken. Nach seiner Rückkehr ins Objekt (Unterkunft der GT) wartete er auf den Zeitpunkt der Wachablösung, da er dann im „U.v.D-Zimmer“ für kurze Zeit allein sein konnte. Aus dem Schlüsselkasten entnahm er den Sicherheitsschlüssel für die Tore im GSSZ (Hinterlandzaun) sowie das Schlüsselbund für die Waffenkammer, für deren Zutritt er ohnehin bestätigt war. Aus dem Panzerschrank holte er eine „Makarow“ (Pistole) und zwei Magazine. Danach schloss er sowohl den Panzerschrank als auch die Waffenkammer ab und hängte die Schlüssel wieder an ihren Platz. Anschließend verließ er das Kompaniegebäude und ging hinter den Garagen entlang zum Zaun des Objektes, wo einige Latten lose waren. Er kletterte hindurch und ging querfeldein zügig bis zur Straße und weiter direkt zum Tor 20 an der Straße nordwestlich von Branderode, das er gegen 2.15 Uhr erreichte. Er schloss das Tor auf, ging hindurch und zog es hinter sich wieder zu, ohne es zu verschließen. Von hier lief er in leichtem Trab bis zum Grenzzaun 1. Er erreichte ihn an der ihm bekannten Stelle, wo der drei Meter hohe einreihige Metallgitterzaun (eMGZ) endete und der zweireihige verminte Metallgitterzaun (zMGZ) begann. Mühelos kletterte er auf den zwei Meter hohen zMGZ, wobei er den Betonpfahl des eMGZ als Hilfe nutzte. Dann sprang er herab und lief über das „vorgelagerte Territorium“ bis zur Grenzlinie, die er an der Schranke südwestlich von Neuhof etwa um 2.45 Uhr überschritt. Nun ging er auf der Straße nach Neuhof weiter auf eine beleuchtete Tankstelle zu und wollte dort an einem Haus klingeln. Veranlasst durch das Motorengeräusch eins Kraftfahrzeuges lief er jedoch schnell wieder zur Straße, um das Fahrzeug anzuhalten. Es handelte sich dabei um eine Nachtstreife des BGS Duderstadt, die ihn aufnahm und unverzüglich  in die BGS-Unterkunft nach Duderstadt brachte. [35]

1985

18.01.              Nur einen Monat nach der Flucht ihres Unteroffiziers flüchteten ebenfalls aus der 2. Grenzkompanie Liebenrode gegen 21 Uhr gemeinsam ein Gefreiter und ein Soldat während ihres Postendienstes am Kolonnenweg, ca. 650 m nordostwärts Obersachswerfen, 100 m nordöstlich der Grenzsäule 1070. Sie überquerten zunächst den Spurensicherungsstreifen und erreichten den Metallgitterzaun an der Stelle, wo der einreihige MGZ in den verminten zweireihigen MGZ an der Wieda überging. Der  Gefreite stieg auf die Schultern des Soldaten, sprang auf die andere Seite des Zauns und konnte von dort aus seinem Kameraden kaum noch helfen. Dieser steckte das  Seitengewehrmesser in den MGZ, benutzte es als Tritt und überquerte auf dieses Weise ebenfalls den MGZ. Beide waren sehr aufgeregt, da wegen des starken Nebels nur geringe Sichtweite bestand und sie damit rechnen mussten, auf andere Grenzstreifen zu treffen. Beim Gut Wiedigshof überschritten sie die Grenzlinie und gingen zu Fuß die Straße entlang nach Walkenried. In der Ortschaft hielten sie ein Kraftfahrzeug an, dessen Fahrer ein vom Dienst heimkehrender Beamter des Grenzzolldienstes war. Dieser nahm die beiden Grenzsoldaten auf und brachte sie zum Zollkommissariat Bad Lauterberg, von wo sie zur Befragung an den Bundesgrenzschutz Duderstadt weitergeleitet wurden. Nachdem sich die beiden Posten nicht, wie befohlen, um 21.45 Uhr beim Kommandeur Grenzsicherung gemeldet hatten, wurde zunächst ein Handleuchtzeichen zur Kontaktaufnahme verschossen, ein Grenzposten in Richtung des befohlenen Streifenweges entsandt und schließlich gegen 22.50 Uhr die Alarmgruppe aus dem Objekt zur Abriegelung und Überprüfung eingesetzt. Die Alarmgruppe stellte zwei Spuren in Richtung BRD am Westufer der Wieda auf dem 6-m-Kontrollstreifen, den Fluchtweg über den Laufsteg des Wassersperrwerkes fest und fand das zum Übersteigen des freundwärtigen Zaunes der Minensperre benutzte Seitengewehr.     (nach Befragungsberichten des BGS und Akten des Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg) [35]

18.03.             Im Bereich Ellrich versuchte ein Mann mit einem Holz-Lkw zu flüchten. Etwa 30 m vor der Grenze wurde er von einem Bahn-Prellbock gestoppt. Dabei muss der Fahrer getötet worden sein. Die 13-jährige Beifahrerin wurde schwer verletzt. [53]

16.06.             Der ehemalige Grenzübergang Walkenried/Ellrich wurde zu einem Grenzinformationsraum ausgebaut. Hier wurde bis 1952 der Straßenverkehr abgewickelt.

10.08.             Ein Rasenmäher der Straßenmeisterei mähte versehentlich etwa 30 cm auf DDR-Gebiet. Dieses wurde seitens der DDR-Behörden als Grenzverletzung gewertet. [53]

20.08.             Der Eisenbahnübergang Walkenried/Ellrich war Dauerthema. Immer wieder wurde erfolglos versucht, ihn für den Personenverkehr zu öffnen.

12.11.             Am Samstag gelang 2 Männern die Flucht südlich von Bad Sachsa, nachdem ihr Lkw in den Sperranlagen stecken blieb und ein dritter Mann festgenommen wurde.

15.12.              Ein Güterzug fuhr einen Prellbock im Ellricher Bahnhof um, weil die Weiche defekt war und er dadurch auf ein Abstellgleis fuhr.

1988

01.06.            Die Stromversorgung  in Tettenborn  und Tettenborn-Kolonie  wurde nach erfolgtem Verkauf der Anlagen durch die DDR  von den Stadtwerken Bad Sachsa GmbH   übernommen.

12.11.         Zwei Männer flüchteten südlich von Bad Sachsa in den Westen, zuvor waren sie mit einem LKW in einem Kfz-Sperrgraben stecken geblieben, eine dritte Person wurde beim Übersteigen der Sperranlagen ohne Schusswaffengebrauch der DDR-Grenztruppen festgenommen.

12.12.           Der letzte Güterzug in die DDR fuhr durch einen Weichenfehler auf einen Prellbock, die Strecke war erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages wieder befahrbar.

1989

30.06.              An der Grenze hatte die DDR 1265 km Metallgitterzaun, 29,1 km Betonsperrmauer, 71,5 km Hundelaufleinen und 578 Beobachtungstürme. Der Kolonnenweg hatte eine Länge von 1339 km., an ihm entstand später das „Grüne Band“.

Im Sommer     Die Grenze von Ungarn nach Österreich wurde geöffnet, es begann eine Massenflucht von DDR-Bürgern.

09.11.               In der DDR wurde die Reisefreiheit gestattet, in Berlin öffnete sich die Grenze.

11.11.              Die erste Grenzöffnung im Harz fand zwischen Stapelburg und Eckertal (Bad Harzburg) provisorisch statt, indem eine Platte der Sichtschutzwand entfernt wurde. Die Grenzöffnung im Südharz begann ebenfalls am  Sonnabend, den 11. November  an der Rotbuche  (Blutbuche) zwischen Ellrich  und Walkenried. Um 19,20 Uhr wurde der Grenzzaun geöffnet. Ellricher erschienen auf einer Feier im Freizeitzentrum in Walkenried.

12. 11.             Am Sonntag wurde der Zaun wieder geschlossen, dafür wurde der Grenzübergang Ellrich-Zorge für den Autoverkehr ab 8,30 Uhr geöffnet und wurde gleichzeitig provisorisch ausgebaut.

13.11.              Das Sperrgebiet (bis 5 km auf DDR-Gebiet) wurde aufgehoben.

03.12.              Von Ilsenburg und Schierke wanderten etwa 1000 Menschen zum Brocken. Um 12.45 Uhr wurde nach langem Protest die Mauer geöffnet, der Brocken war wieder frei.

21.12.              Der Schießbefehl wurde durch den Verteidigungsminister der DDR aufgehoben. [52]

24.12.              Westbürger konnten ab 0.00 Uhr die Grenze Visa-frei passieren, der Zwangsumtausch (Mindestumtausch) war nun ebenfalls Vergangenheit.

1990

16.05.             Zum letzten Mal erhielten wir einen Stempel der DDR im Reisepass, nun wurde nur noch der Personalausweis benötigt. [37]

01.07.             Die Währungsreform zwischen der BRD und der DDR wurde durchgeführt, alle Kontrollen an der innerdeutschen Grenze entfielen.

30.09.             Die Grenztruppen der DDR wurden aufgelöst, zum Teil wurden sie in Auflösungs- und Rekultivierungskommandos sowie zum Abriss der Grenzanlagen bis Dezember 1995 eingesetzt. [52]

03.10.            Die deutsche Einheit wurde vollzogen, es wurde groß gefeiert. In den folgenden Jahren wird am „Tag der Deutschen Einheit“ an vielen Stellen im ehemaligen Grenzgebiet gefeiert. An der Blutbuche zwischen Ellrich und Walkenried findet alljährlich das „Rotbuchenfest“ statt.

1992

12.11.              In Tettenborn wurde das Grenzlandmuseum Bad Sachsa im Dorfgemeinschaftshaus eröffnet. Hier werden seitdem zahlreiche Gegenstände wie z. B. ein Fluchtballon und der Dorffunk aus Mackenrode gezeigt. Seit November 2016 befindet sich das Museum in Bad Sachsa, im ehemaligen "Haus des Gastes" im Vitalpark (Kurpark).

1993

Die Abhörtätigkeit im Turm des Fernmeldesektor C auf dem Stöberhai wurde nun endgültig beendet, der Turm wurde 2005 gesprengt, die Straße von der Odertalsperre zum Turm anschließend zurückgebaut.

1994                Ab Februar werden im Grenzabschnitt des LK Nordhausen 15 Schützenabwehrminen/Sprengminen der Typen PMN und PPM-2 gefunden. Die Suche konzentriert sich auf den Bereich Ellrich und Bahnstrecke Walkenried-Ellrich sowie nördlich der Straße Neuhof-Branderode. [53]

 

Weitere Lektüre über die Grenze im Südharz:

Grenzlandmuseum Bad Sachsa   im Vitalpark (ehemaliges Haus des Gastes) [35]

www.grenzlandmuseum-badsachsa.de 

Kortzfleisch, Albrecht von                             Der eiserne Vorhang im Harz [52]

Zietz, Rudolf (ehemaliger Zollbeamter)                     Erlebnisse an der Grenze im Harz [47]

 

Bad Sachsaer Nachrichten/HarzKurier  [53]      

Braunschweiger Zeitung  [54]

Hannoversche Presse   [55]                                       

Braunlager Zeitung    [56]

 

 

Abkürzungen

 

BGS                =   Bundesgrenzschutz (BRD)

BRD                =   Bundesrepublik Deutschland

CSSR               =   Tschechoslowakei

DDR                =   Deutsche Demokratische Republik

DGP                =   Deutsche Grenzpolizei (DDR)

DL                   =   Demarkationslinie

GaSt                =   Grenzübergangsstelle

GB                  =   Grenzbrigade (DDR)

GP/B               =   Grenzpolizei / Bereitschaften (DDR)

G                     =   Grenztruppen (DDR)

Grepo              =    Grenzpolizei

GSSZ               =   Grenzsignalzaun  (DDR)

GZD                =   Grenzzolldienst (BRD)

LPG                 =   Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft  (DDR)

MdI                 =   Ministerium des Inneren  (DDR)

MfS                 =   Ministerium für Staatssicherheit  (DDR)

MGZ               =   Metallgitterzaun (DDR)

NVA               =   Nationale Volkarmee  (DDR)

SBZ                 =   Sowjetisch besetzte Zone (später DDR)

SMAD             =   Sowjetische Militäradministration in Deutschland

ZGD                =   Zollgrenzdienst (BRD)

 

 

 

1                  Grenzverlauf BRD – DDR mit Grenzsteinen

2                  Grenzpfahl weiß-rot und Hinweisschild „Halt! Hier Grenze Bundesgrenzschutz

3                  DDR-Grenzsäule ( ca. 1,8 m hoch, schwarz-rot-gold mit DDR-Emblem)

4                  Abgeholzter und geräumter Geländestreifen

5                 Doppelter Metallgitterzaun mit Minenfeld 1961 bis 1985, Minenräumung dauerte                                    von 1983 bis 1985

6                  Durchlass im Metallgitterzaun

7                  Einreihiger Metallgitterzaun (ca. 3,2 m hoch)

8                  Zaunkrone mit T- und V-förmigen Abweisern mit zusätzlichen Signaldrähten

9                  Ca. 6 m bzw. 2 m breiter Kontrollstreifen (gepflügter Spurensicherungsstreifen)

10                Kolonnenweg mit Fahrspuren (Lochbeton) heute als Wanderweg genutzt

11                Runder Beton-Beobachtungsturm Typ BT 11 – ab 1969

12                Eckiger Beton-Beobachtungsturm (Grundfläche = 2,5 x 2,5 m - innen 2 x 2 m)  -                                    ab Mai 1977

13                Eckiger Beton-Beobachtungsturm (4 x 4 m) als Führungsstelle  - ab Mai 1977

14                Lichtsperre (Straßenlaternen)

15                Anschlusssäule für das erdverkabelte Grenzmeldenetz

16                Beobachtungsbunker (z.B. zwischen Mackenrode und Tettenborn)

17                Stromverteilungs- und Schalteinrichtungen am modifizierten Schutzstreifenzaun

18                Betonsperrmauer als Sichtblende

19                Durchlasstor im Schutzstreifenzaun mit Signaldrähten

20                Kontrollpassierpunkt zur Sperrzone

21                Hundelaufanlage

------            Heute „Grünes Band Deutschland“  - Naturschutz im ehemaligen Grenzgebiet z.B. „Harzer Grenzweg“ von Ilsenburg nach Tettenborn (Grenzlandmuseum) über Benneckenstein, Sorge und Brockengebiet   www.wandern-im-harz.de

 

 
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